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Interview mit Moderator Andreas Bursche

"Radio ist gerade nicht mehr so sexy"

Annika Fußwinkel / WDR

Andreas Bursche ist Radio- und Fernsehmoderator. Und er ist Pate der Hörfunkschule Frankfurt. Im Interview spricht Andreas über die Ausbildung früher und heute, warum gute Ausbildung überhaupt noch sein muss und wie Radio wieder etwas mehr sexy werden könnte.

Gestatten: Andreas Bursche. Viele kennen ihn einfach nur als „Bursche“, aber mit 41 wächst er so langsam ins „Erwachsensein“ rein, wie er selbst sagt. Deswegen möchte er am liebsten einfach nur Andreas genannt werden.

Infiziert mit dem „Medienvirus“ wurde er bereits als Jugendlicher. Eine treibende Rolle spielte dabei der Schauspieler Christian Ulmen. Der war damals auf derselben Schule wie Andreas und Leiter eines Schulprojekts im Hamburger Bürgerfunk. Eigentlich wollte Andreas ja Pilot werden, aber: Im Studio Regler schieben und Knöpfe drücken, das ist ja fast wie fliegen. Und nach der Technik hat Andreas zum Glück auch seine Stimme entdeckt. Oft musste er sich dann anhören: „Mach doch mal einen richtigen Job, was Seriöses!“. Seine Antwort zum Beruhigen: „Keine Sorge, ich werde irgendwann mal Programmdirektor!“

Bislang hat er den Plan aber nicht umgesetzt, sondern ist der Moderation treu geblieben: Nach vielen Jahren in der 1Live-Morningshow ist er seit dem Sommer bei WDR5 und stellt sich der Aufgabe Info-Programm mit fast ausschließlich Wort. Im Fernsehen ist er bei WDR Aktuell zu sehen. Mit der Hörfunkschule Frankfurt ist Andreas seit Jahren verbunden. Er setzt sich als Pate für die qualitative Ausbildung von jungen Journalist:innen ein.

Im Interview mit Sarah Maxen spricht Andreas über die Ausbildung früher und heute, warum gute Ausbildung überhaupt noch sein muss und wie Radio wieder etwas mehr sexy werden könnte.

Sarah: Viel üben, hartnäckig sein, die Verantwortlichen nerven– so bist du an deinen ersten Moderatoren-Job gekommen. Meinst du, das würde auch heute so funktionieren, wenn du wieder 13, 14, 15 Jahre alt wärst?

Andreas: Ja! Ich finde, es hat sich gar nicht so viel verändert. Jetzt das junge Gemüse davor zu warnen, bloß nicht in die Medien zu gehen? Nein! Das klingt nach: Ton ist tot. Ich glaube, das funktioniert im Moment und auch in zehn Jahren noch genauso, wenn man Lust auf Präsentieren hat. Aber natürlich nicht bei einem UKW-Radiosender. Die Verbreitungsmöglichkeiten werden immer vielfältiger. Du hast so viele Möglichkeiten, irgendwo zu nerven, rein zukommen, erst mal umsonst zu machen, Praktika anzubieten. Und ob das jetzt bei einem UKW-Radiosender stattfindet oder bei einem Internet-Stream oder bei Spotify Deutschland – das ist doch letzten Endes egal. Die Ausspielwege ändern sich lediglich, die Möglichkeiten sind dadurch sogar besser geworden.

Sarah: Du spielst auf soziale Medien, Podcasts und so weiter an, wo jeder sich theoretisch direkt vom Schreibtisch aus betätigen und Dinge in die Welt heraus posaunen kann.

Andreas: Im Moment mache ich eine Feldstudie: Warum funktionieren einige Youtube-Channels so gut? Ich habe eigentlich überhaupt keine große Affinität zu Autos, aber ich gucke einem Mercedes-Schrauber aus der Nähe von Hannover auf seinem Youtube-Channel zu, der ist erstmal echt erfolgreich – und dabei so normal. So ungekünstelt. Der Typ ist eloquent, der ist total sympathisch, aber der ist natürlich alles andere als ein Moderator. Wenn ich das professionell gucke, denke ich: Oh, mein Gott - aber der hat so viele Follower – nur warum? Das ist total spannend!
Der Markt wird enger, weil sich ja jeder mittlerweile Moderator schimpft. Was hat sich verändert: die Hemmschwelle der Zuschauer, der User, Unperfektes zuzulassen. Ja sogar zu suchen. Vielleicht haben wir ja auch jahrzehntelang zu glattgebügelt gesendet? Professionalisierung heißt nicht makellos. Alles sollte Ecken und Kanten haben. Die Leute wollen offenbar Authentizität, ein bisschen Durcheinander, nicht alles designed und man weiß im Prinzip schon, was kommt, weil: So macht der das immer. Das, was jahrzehntelang von Aircheckern auseinander genommen wurde, ist im Moment extrem erfolgreich: Reden (Wort), auch mal ein wenig abschweifen, es klappern lassen und aus Fehlern was machen. Die Leute unterscheiden nicht zwischen den Medien. Ist etwas gelungen und höre ich gerne zu oder eben nicht, mir doch egal, ob das ein Podcast oder eine Morningshow ist (ein wenig vereinfacht gesprochen).

Sarah: Aber das spricht ja dann gegen ausgebildete Leute im Journalismus. Weil: Wenn es jeder kann und vielleicht sogar eine höhere Reichweite erreicht als jemand, der sich viele Gedanken über eine ganz besondere Sendung zusammenstell, warum dann noch ausbilden lassen?

Andreas: Das wäre pädagogisch nicht sinnvoll, wenn ich jetzt sage: Ja klar, wer ein bisschen reden kann, bitteschön - los geht es. Nein! Gute Ausbildung ist ein Muss! Ich finde, das journalistisches Handwerk  zu erlernen ist für alle medial arbeitenden gesetzt. Wenn du dich wirklich als Moderatorin oder als Moderator bezeichnen möchtest, dann musst du das journalistische Handwerk beherrschen. Wie funktionieren die Medien? Wie nutzen die Leute Medien? Wie spricht man sie an? Was bläst man wie raus? Da  ist es unabdingbar, ausgebildet zu sein. Und dann vielleicht so´n bisschen die Zäune einreißen. Das ist, glaube ich, im Moment die perfekte Mischung. Also schon wissen, was ich da mache, schon vorbereitet sein, aber eben nicht dieses Hochglanz-Polierte-Shiny-Glänz-Glänz, sondern: Mach einfach mal. Bleib Mensch, das lieben die Leute.

Sarah: Und komme ich als junger Mensch überhaupt in diese Position, werde ich ans Mikrofon gelassen?

Andreas: Mein Eindruck ist gerade, dass die Kids ja ohnehin mit den klassischen Medien hadern. Beziehungsweise einfach nicht nutzen. Dazu zähle ich alles Lineare. Die Coolness von Radio ist weg. Passiert doch im Mainstream nix mehr. Radio ist gerade nicht mehr so sexy – es wird wahnsinnig viel Nachwuchs gesucht und dringend gebraucht. Ich glaube: Wenn ich kein Problem mit linearem, klassischem Radio habe, also nicht von Anfang an sage, das ist total uncool, weil da nix blinkt und sofort kommentiert werden kann, dann gibt es im Moment gute Chancen, sich mit einer kreativen Bewerbung bei einem Programmdirektor, bei einer Programmdirektorin irgendwie in den Kopf zu bekommen. Da ist Platz reinzukommen. Also ich höre links und rechts nur „Kennst du gute Leute?“

Sarah: Also: Sich gut ausbilden lassen und sich ausprobieren ist wichtig. Welchen Tipp hast du denn noch für junge Leute, die in die Medien wollen?

Andreas: Das eine ist: In Bewegung bleiben, gucken, wo gehen die Trends hin, nicht verzweifeln, wenn ihr nicht sofort erkennt: Was ist das neue Ding, wo geht es hin? Das Schöne ist ja: Selbst die ganzen Medienmanagerinnen, Medienmanager, Radiomanager und selbst die Radiomanagerinnen wissen es doch auch nicht! Open minded bleiben: beobachten - gucken, wo hab ich Bock zu und dann ran an die Arbeit! Ich hab zum Beispiel seit drei Jahren Bock auf einen Podcast, aber bis jetzt keine Idee. Aber das  ist schon mal eine Vorwarnung. Da kommt bald was. Bestimmt. Das andere ist: Wenn ihr in die Medien wollt: Bitte, werdet anständige Journalisten! Das ist immer journalistische Arbeit, sollte es zumindest sein. Selbst wenn ihr nur bei einem Musiksender seid, jedes Recherchieren und Texten braucht Handwerk. Und dann definiert bitte für euch eine journalistische Haltung und ich lade herzlich dazu ein, sie objektiv und neutral zu gestalten oder sie zu entwickeln, weil: Das ist das Wesen des Journalismus. Wir sind nicht die Erzieher der Menschen. Wir sind die, die Informationen überbringen – und zwar so fundiert und ausgewogen wie möglich.

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